1. Erzählen Sie uns etwas über sich und main incubator.
Der main incubator ist der erste Inkubator für FinTech-Startups mit einem führenden Finanzinstitut als Anker-Investor – der Commerzbank. Die Großbank möchte über den main incubator als hundertprozentiges Tochterunternehmen den Wandel in der Finanzdienstleistungsbranche aktiv mitgestalten. Wir fördern und investieren in Startups mit innovativen Lösungen mit Schwerpunkt auf dem Firmenkundengeschäft. Die von uns ausgewählten Unternehmen werden aktiv bereits in der Gründungsphase unterstützt und die Entwicklung ihrer Produkte und Lösungen bis zur Marktreife begleitet. Dabei stellt die Commerzbank ihr Netzwerk zu Experten und Kunden sowie ihre Kompetenzen zur Verfügung.
Die Startups können zum einen ihre Geschäftsideen initiativ einreichen. Zum anderen schreibt der main incubator regelmäßig Problemstellungen im Banking aus, auf die Startups mit eigenen Lösungsvorschlägen reagieren können. Dafür analysieren wir kontinuierlich das aktuelle Verhalten sowie die Bedürfnisse und Ansprüche von Bankkunden und Nutzern von bankähnlichen Produkten sowie Services. Zusätzlich beobachten und bewerten wir laufend Trends und Entwicklungen im Banking. Basierend auf diesen Erkenntnissen leiten wir mögliche Handlungsfelder ab und suchen für diese Bereiche visionäre Lösungsansätze. Aktuell schreiben wir auf unserer Website folgende Themen aus: Digitalisierung und Optimierung der Kundenidentifikation (KYC), Risikoabsicherung von Unternehmen und Crowd Tech Banking.
2. In welchem Stadium und in welchem Bereich (innerhalb FinTech) müssen Startups sich befinden, um für Sie von Interesse zu sein?
Der main incubator fördert Ideen für Innovationen im Banking – insbesondere für Firmenkunden. Wir suchen innovative, professionelle Teamplayer, die für ihre Idee brennen. Wir unterstützen passende Gesellschaftsformen – gegründet oder noch zu gründen. Deshalb fördern wir Startups bereits in einem frühen Stadium: Startups, die eine Geschäftsidee haben, können ihr Geschäftskonzept über unsere Website einreichen. Zum Ende jedes Quartals werden die eingesandten Konzepte gesichtet. Der nächste Einsendeschluss ist der 30.06.2014. Innerhalb von zwei Wochen nach Einsendeschluss melden wir uns bei den Einsendern. Falls die eingesandte Idee zu uns passt, präsentieren die Startups ihre Idee vor unserem hochkarätig besetzten Investment Komitee mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und der Commerzbank. Noch am gleichen Tag erhalten die Startups eine direkte Rückmeldung zu ihrer Förderung. Nachdem wir den Beteiligungsvertrag geschlossen haben, startet unsere operative Zusammenarbeit. Am Ende der ersten Förderphase – das sind sechs Monate – stellen die Startups ihre Resultate dem Investment Komitee vor. Es entscheidet noch am selben Tag, ob wir die Förderung und Zusammenarbeit fortführen.
3. Welche Erkenntnisse und Erfahrungen erwarten Sie, bei der Arbeit mit FinTech Startups, zu erlangen?
Was wir von der Zusammenarbeit erwarten sind eine hohe Geschwindigkeit in der Entwicklung und Umsetzung von innovativen Geschäftsideen, neue Denkmuster im Banking und die kreative Kombination von bestehenden, auch branchenfremden Produkten zu neuen Banking Services. Von daher suchen wir Startups, die abseits etablierter Bankenstrukturen denken und dadurch Ideen generieren, die das Banking grundlegend verändern.
4. Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für FinTech Startups/SMEs und was ist Ihr Rat für sie?
Große Herausforderungen für FinTech-Startups sind die Bankenregulatorik, das Kundenvertrauen, ein nachhaltiges Wirtschaften und der Absatz von Bankprodukten.
Die Bankenregulatorik ist aufgrund ihrer Komplexität nicht zu unterschätzen, denn die frühzeitige Lösung regulatorischer Themen ist zentral für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung. Deshalb raten wir Startups, bereits sehr früh dieses Thema anzugehen, damit es in einem späteren Entwicklungsstadium keine Probleme, z.B. mit der BaFin, gibt. Hier stehen wir aufgrund unseres umfassenden Know-hows und Erfahrungsschatzes den Startups als Sparrings Partner zur Verfügung.
Die Lösung bankenregulatorischer Problemstellungen ist auch aus einem anderen Grund für die Startups wichtig: es tangiert das Thema des Kundenvertrauens. Wenn der Kunde das Gefühl bekommt, dass es Lizenzprobleme mit den neuen Services gibt, wird er von deren Nutzung Abstand nehmen.
Nachhaltiges Wirtschaften ist ein weiteres wichtiges Thema für Startups im Banking. In anderen Branchen werden Unternehmen oftmals mit dem Ziel des schnellen Exits aufgebaut. Im Banking ist Vertrauen und damit der Aufbau und die Pflege von Kundenbindung jedoch essentiell. Die Kunden wollen wissen, wer hinter dem Unternehmen steht, wem sie ihr Geld anvertrauen. Nachhaltiges Wirtschaften ist damit essentiell – und das ist die Richtung, in die wir mit den Startups gehen.
Daneben ist der Markteintritt für Startups gerade im Bereich Corporate Banking nicht einfach, da es hohe Eintrittsbarrieren durch langjährige Geschäftsbeziehungen zwischen den Unternehmen und der jeweiligen Bank gibt. Hier können wir die Barrieren senken, in dem wir für die von uns geförderten Startups Zugang zu unserem Kundennetzwerk und unserem Vertrieb geben.
5. Was ist Ihre Ansicht zur FinTech Szene in D-A-CH und was können wir tun um ihren Wachstum zu beschleunigen?
In der DACH-Region gibt es bereits unterschiedliche Ansätze des Community Buildings. Die Exec I/O FinTech, die am 29. April in Frankfurt stattfand, war ein wichtiges Element der Systembildung. Das am 9. Mai 2014 stattfindende FinTechForum DACH ist ein weiteres maßgebliches Format, die Netzwerkbildung voranzutreiben. Jetzt ist es wichtig, ein echtes Ökosystem für FinTechs zu etablieren. Frankfurt ist hier der beste Ort, das Herz dieses System zu werden. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das FinTech-Ökosystem maßgeblich mitzugestalten und das Herz Frankfurt schlagen zu lassen. So planen wir in Frankfurt einen Ort zu installieren, der für die FinTech Community der DACH-Region zu einer festen Anlaufstelle wird. Dort kann sich die FinTech Community regelmäßig treffen und austauschen, Gründungswillige, Startups und erfahrene Unternehmer können Ideen und Erfahrungen teilen und sich gegenseitig befruchten.