1. Wer bist Du?
Christ, Optimierer, Ex-Handwerker, Ex-Wall-Street Banker und hoffentlich ein „Zeichen-der-Zeit-Erkenner“. Mein Name ist Mark van den Arend und ich bin Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der WIR Finanzierer GmbH.
2. Welche Dienstleistung verkauft ihr und wer sind Eure Wettbewerber?
WIR stellen mit der KMU-Anleihe gesunden Unternehmen des gehobenen Mittelstands einen neuen, langfristigen und äußerst attraktiven Finanzierungsbaustein zur Verfügung. Mittels der KMU-Anleihe (EUR 500.000 bis zu ca. EUR 10 Mio.) hat der gehobene Mittelstand erstmals Zugang zum Fremdkapitalmarkt, der aufgrund hoher Eintrittsbarrieren in der Vergangenheit den größeren Unternehmen vorbehalten war. Durch diesen neuen Finanzierungszugang reduziert sich die Abhängigkeit des Mittelstands von kreditgebenden Banken. Unsere Wettbewerber sind diejenigen, die den Mittelstand langfristig finanzieren. Das beschränkt sich, von unbedeutenden Ausnahmen abgesehen, faktisch auf die Banken. Einen mit der KMU-Anleihe konkurrierenden, vergleichbar attraktiven Finanzierungsbaustein gibt es nach unserer Kenntnis nicht.
3. Wie seid ihr auf eure Gründungsidee gekommen und wie hast Du Dein Startup finanziert?
Ich bin ständig dabei, Optimierungspotentiale zu identifizieren und nerve meine Familie regelmäßig mit neuen Geschäftsideen. Als ich dann anfing, mich genauer mit der Finanzierungssituation des gehobenen Mittelstands zu beschäftigen, sprang schnell die große Abhängigkeit vom Bankkredit ins Auge. Stark ausgeprägte, strukturell bedingte Abhängigkeiten sind dann immer ein klares Indiz für Marktineffizienzen und das wiederum übt auf mich eine ganz besondere Faszination aus. Nach weiterem Research wurde dann erst die Idee einer Informationsplattform geboren (mehr Transparenz sollte zu mehr Effizienz führen), die dann recht bald aus verschiedenen Gründen verworfen wurde. Stattdessen habe ich, als neues Finanzierungsprodukt, die KMU-Anleihe entwickelt, diese durch 2 namhafte Rechtsanwaltskanzleien verproben lassen und in Folge die Konzeption und die weitere Umsetzung des Business Plans zukzessive mit Partnern vorangetrieben.
Die Finanzierung erfolgte bisher ohne Einbindung Dritter.
4. Was waren die größten Herausforderungen bei der Gründung?
Bis jetzt lief alles ohne größere hiccups. Wir bekamen von Anfang an immer wieder bestätigenden Zuspruch und konnten namhafte Kooperationspartner gewinnen. Wir sind dann Ende März 2014 „Live“ gegangen. In diesem Zuge haben wir auch den Hebel von „Konzeptionsphase“ auf „Marketing- und Vertriebsphase“ umgelegt. Für uns wird diese 2. Phase und die sich daran anschließende Expansion sicherlich noch einige Herausforderungen bereit halten.
5. Welche Bereiche innerhalb FinTech findest Du persönlich am interessantesten und warum?
Mich reizen die Themen, die den angestammten Spielern im Rahmen disruptiver Innovationen einheizen und den Druck auf dem Kessel erhöhen. Dies gilt insbesondere für Veränderungen, die auf das Kerngeschäft der Banken abzielen, also Einlagen hereinnehmen und Kredite ausreichen.
6. Welche Chancen siehst Du für FinTech Startups in der DACH-Raum, und wie können wir helfen, sie zu beschleunigen?
Banken geraten derzeit von verschiedenen Seiten unter Druck. Auf der einen Seite die noch verhältnismäßig junge aber äußerst dynamische FinTech-Branche mit der die Banken schon in puncto Reaktionsgeschwindigkeit nicht mithalten können. Auf der anderen Seite sehen sich die Banken mit einem regulatorischen Umfeld konfrontiert, das sich als Netz immer enger um sie schnürt. Hinzu kommt der massive Imageverlust, den die Banken die letzten Jahre verzeichnet haben. Diese Konstellation öffnet m.E. ein historisch einmalig attraktives Fenster für FinTech Unternehmen.
Die Bildung eines deutschen FinTech-Clusters (z.B. in der Rhein-Main Region) wäre ein wichtiger Schritt, der dynamischen Entwicklung ein Fundament zu bieten.
7. Was möchtest Du Gründern in FinTech Bereich als Tipp mitgeben?
Genießt die Herausforderung und den Luxus daran teilzuhaben, Stück für Stück eine ganze Industrie zu verändern.
Genießt auch den anfänglichen Schmerz und die Enttäuschungen, denn das wird den Erfolg nur noch süßer schmecken lassen.
Fangt früh an, Eure Unternehmensgeschichte zu dokumentieren. Ich bin sicher, dass hätte Steve Jobs im nachhinein auch gerne getan.
Soli Deo Gloria.